Der Anbau von Kartoffeln ist unkompliziert. Die Pflanzen gedeihen am besten auf leichten bis mittelschweren Böden ohne Staunässe. Gerne wird die Kartoffel als erste Kultur auf Flächen angebaut, die gerade erst gerodet bzw. urbar gemacht worden sind, da man durch die häufigen Hack- und Häufelarbeiten aufkommende Wildkräuter gut in Schach halten kann.
Kartoffeln sind sehr nährstoffbedürftig und gedeihen gut, wenn im Herbst Mist aufgebracht oder vor der Pflanzung Kompost eingearbeitet worden ist.
Da Kartoffeln frostempfindlich sind, sollte man sie nicht vor Mitte April legen. Wenn man die Knollen sechs Wochen vorher in einem hellen, etwa 10-15° C warmen Raum zum Vorkeimen auslegt, kann man die Ernte um zwei bis drei Wochen verfrühen. Das bringt Vorteile vor allem bei Frühkartoffeln, die dann zeitig das Beet räumen und Platz für andere Kulturen machen können. Die Knollen werden mit den Augen bzw. Austrieben nach oben etwa 10 cm tief ausgelegt. Dazu zieht man mit der Hacke am besten eine entsprechend tiefe Rille. Einzelne Pflanzlöcher zu graben verringert den Aufwand nicht und lockert den Boden weniger gut. Der Pflanzabstand richtet sich nach der Sorte. Frühkartoffeln kommen mit einem Abstand von 30 cm in der Reihe und etwa 60-70 cm zwischen den Reihen gut zurecht. Mittel- und spätreifende Sorten legt man in einem Abstand von 35-40 cm in der Reihe und möglichst 70 cm zwischen den Reihen. Wer die Kartoffeln enger legt, erntet kleinere Knollen und benötigt unterm Strich mehr Pflanzkartoffeln.
Ist doch noch einmal Frost angekündigt, wenn das Kartoffelgrün schon ausgetrieben ist, kann man das Abfrieren vermeiden, indem man die Pflanzen mit Decken, Vlies oder Stroh abdeckt. Ist das Grün noch nicht allzu weit, so kann man es auch komplett anhäufeln. In der Regel treiben die Pflanzen nach, wenn das Grün abfriert, sind aber in ihrer Entwicklung geschwächt, d.h. die Krankheitsanfälligkeit steigt und der zu erwartende Ertrag sinkt.
Sobald das Kartoffelgrün aus dem Boden kommt, kann man mit dem Anhäufeln beginnen. Der Sinn dieser Arbeit ist, den Boden zu lockern, was sich positiv auf die Bildung von Knollen auswirkt. Zudem wird vermieden, dass Knollen durch Lichteinwirkung grün werden. Anhäufeln sollte man etwa alle zwei Wochen bis zur Blüte der Pflanzen bzw. bis der Grat der Hügel etwa 30 cm hoch ist. Es gibt aber noch andere Möglichkeiten der Kultur: Einige Gärtner machen gute Erfahrungen damit, die Kartoffelknollen mit einer mindestens 20 cm hohen Mulchschicht - z.B. aus Heu - zu bedecken und ganz aufs Anhäufeln zu verzichten. Die Mulchdecke fördert das Leben von Bodenorganismen, der Boden wird sehr locker und durch die Zersetzung des organischen Materials auch sehr nährstoffreich. Eine weitere Möglichkeit ist es, die Kartoffelreihen nach der Pflanzung mit schwarzer Folie zu bedecken, in die jeweils Schlitze für das Kraut geschnitten werden. Auf diese Weise erwärmt sich der Boden rasch und gleichzeitig werden Unkrautwuchs und das mögliche Grünwerden der Knollen unterdrückt.
Bei längerer Trockenheit sollte ab Mitte/Ende Mai auch gegossen werden, unter der Folie bleibt in der Regel genügend Feuchtigkeit erhalten, so dass auf diese Arbeit verzichtet werden kann.
Sorten
Im Prinzip gibt es eine unüberschaubare Vielzahl von Kartoffelsorten, seriöse Schätzungen gehen von weltweit mehr als 2000 Sorten aus. In der Praxis hingegen sind nur wenige Sorten erhältlich. Nur Pflanzen, die einen Platz in der Bundessortenliste gefunden haben, dürfen als Saatgut in den Verkehr gebracht werden. Das Zulassungsverfahren ist aufwendig, so dass nur größere Züchtungsbetriebe die Chance haben, neue Sorten auf den Markt zu bringen. Nach 30 Jahren verfällt die Zulassung und muss erneuert werden, weshalb viele alte Sorten, die keine industriekonformen Eigenschaften aufweisen, nicht mehr erhältlich sind. Insgesamt sind derzeit in Deutschland etwa 120 Sorten zugelassen. Im regionalen Saatguthandel sind davon meist nur ein halbes Dutzend erhältlich. Wer mehr möchte, ist auf den Versandhandel angewiesen. Aktuell gibt es Widerstand der Verbraucher gegen die Aufhebung der Zulassung der beliebten Sorten Linda und Aula.
Sehr frühe Sorten
- Solist, extrem frühe Sorte mit hellem Fruchtfleisch, anfangs eher mehlig, später überwiegend fest kochend, zugelassen 1999.
- Astoria, festkochend. Wohlschmeckende Sorte mit tiefgelbem Fruchtfleisch. Zugelassen in Deutschland 1997.
- Rosara, vorwiegend festkochend, rotschalig. Teilweise sehr große längliche Knollen. Unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten. Zugelasssen in Deutschland 1991.
- Gloria, vorwiegend festkochend. Dunkelgelbes Fruchtfleisch, kräftig-aromatischer Geschmack. Zugelassen in Deutschland 1972.
Frühe Sorten:
- Sieglinde, festkochend. Langgestreckte Knollen mit hellgelbem Fleisch. Die eigentlich festkochende Sorte ist kurz nach dem Ernten oft noch mehlig kochend und neigt auch zum Aufplatzen. Sehr gut geeignet als Ofenkartoffel. Sieglinde ist unempfindlich gegen Kartoffelkrebs, aber leider anfällig für Krautfäule und Schorf. Sieglinde wurde bereits 1935 zugelassen und ist damit die älteste Sorte in der Liste des Bundessortenamtes.
- Forelle, festkochend. Längliche Form, hellgelbes bis gelbes Fruchtfleisch, flache Augen, schmeckt sehr kartoffelig. Zugelassen in Deutschland 1979.
- Cilena, festkochend. Längliche Knolle mit tiefgelbem Fruchtfleisch. Sehr gut geeignet als Salat- und Bratkartoffel, da sehr schnittfest. Unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten, allerdings anfällig für Krautfäule und Kartoffelkrebs. Zulassung in Deutschland 1982.
- Karat, vorwiegend festkochend. Rundliche bis ovale Knolle mit genetzter Schale. Sehr unempfindich gegen diverse Krankheiten, jedoch anfällig für Nematoden.
- Augusta, mehligkochend. Rundliche Knolle, rötliche Augen, blaßgelbes Fruchtfleisch. Hoher Ertrag und für eine frühe Sorte sehr gute Lagerfähigkeit. Zugelassen in Deutschland 2004.
- Karlena, mehligkochend. Rundliche bis ovale Knolle mit genetzter Schale, hellgelbes Fruchtfleisch. Sehr unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten, auch gegen Krautfäule. Sehr gut lagerfähig. Zugelassen in Deutschland 1988.
Mittelfrühe Sorten:
- Nicola, festkochend. Längliche Frucht mit typisch gelber Farbe. Sehr gut geeignet für Salat und als Bratkartoffel. Weit verbreitete Sorte, die auch gerne im ökologischen Landbau verwendet wird, da sie gegen viele Krankheiten unempfindlich ist. Ertragreich, aber nur bedingt lagerfähig. Zugelassen in Deutschland 1973.
- Agria, mehlig kochend. Längliche Knolle, sattgelbes Fruchtfleisch, sehr gutes Aroma. Agria bildet große Knollen und ist sehr ertragreich. Gut Lagerfähig. Wegen der Unempfindlichkeit gegen viele Krankheiten gut für den ökologischen Anbau und den Hausgarten geeignet. Allerdings neigt Agria zu Kartoffelschorf. Zugelassen in Deutschland 1985.
- Blauer Schwede (auch Blaue Kongo genannt), vorwiegend festkochend, violett-graue Schale, blaues Fruchtfleisch, ovale Frucht. Knolle oval, Schalenfarbe dunkelviolett-blau, Fleischfarbe violett. Lagerfähig. Der Blaue Schwede eignet sich auch für den Anbau in kühleren Regionen oder Höhenlagen bis 1200 Meter.
- La Ratte, festkochend. Eine Liebhabersorte aus Frankreich (1872). Von der Form erinnert die dünne, hörnchenförmige Knolle an das Bamberger Hörnchen, ist aber deutlich früher reif.
- Bintje, vorwiegend festkochend. Lange ovale Knolle mit heller Schale und hellgelbem Fruchtfleisch. Bintje ist eine sehr verbreitete Sorte, die ursprünglich aus Holland stammt und schon seit fast 100 Jahren im Anbau ist. Sie kommt gut mit Trockenheit zurecht, ist aber anfällig für diverse Krankheiten, wogegen im Erwerbsanbau gespritzt wird.
Mittelspäte und späte Sorten:
- Granola, vorwiegend festkochend. Ovale Knolle, gelbes Fruchtfleisch, raue Schale. Sehr gut lagerfähig. Herkunftsland Deutschland. Zulassung 1975. Gelbes Fleisch und gelbe raue Schale. Sehr gut lagerfähig. Unempfindlich gegen viele Kartoffelkrankheiten mit Ausnahme von Krebs.
- Arran Victory, mehlig kochend. Die Knollen sind länglich und haben eine tiefviolette Schale. Das Fleisch allerdings ist sehr hell, fast weiß. Diese Sorte ist ertragreich und gut lagerfähig. Sie stammt von den britischen Inseln und ist seit fast 100 Jahren im Anbau.
- Aula, sehr mehlig kochend. Flache runde Knollen mit kräftig gelbem Fruchtfleisch. Sehr ausgepräger kartoffeliger Geschmack. Bestens geeignet für Püree und für Kartoffelklöße. Gut lagerfähig, sie erreicht den typischen Geschmack erst einige Wochen nach der Ernte. Unempfindlich gegen viele Krankheiten. 1974 wurde die Sorte in Deutschland zugelassen, seit kurzem ist die Zulassung verfallen und wird auch nicht mehr erneuert, so dass keine Saatkartoffeln mehr im Handel erhältlich sind. Die Sorte wird von Liebhabern vermehrt und getauscht und ist auch über Initiativen zum Erhalt alter Pflanzensorten erhältlich.
- Bamberger Hörnchen, festkochend. Die eher dünnen und oft gebogenen - eben hörnchenförmigen Knollen - haben eine gelb-rose-farbene Schale und hellgelbes Fleisch. Die Sorte ist nicht sehr ertragreich und gilt wegen ihres sehr würzigen Geschmacks als Liebhabersorte. Gezüchtet um 1870 in Deutschland.
- Highland Burgundy Red, mehlig. Diese Liebhabersorte hat eine unscheinbare graue bis leicht rötliche Schale und kräftig rot marmoriertes Fruchtfleisch. Sie stammt aus Schottland und wurde dort um 1900 gezüchtet.
Schädlinge und Krankheiten
Kartoffelkäfer sind vor allem der älteren Generation noch bekannt, die vor dem Einsatz wirksamer Pestizide als Kinder zum Ablesen der Tiere auf die Äcker geschickt worden ist. Mittlerweile breitet sich der Käfer in Haus- und Kleingärten wieder aus. Sie überwintern tief in der Erde, ab April fressen die Larven und später auch die Jungkäfer das Kartoffellaub. Bei warmer Witterung können bis zu drei Generationen pro Jahr entstehen. Die Pflanzen werden durch den Fraß erheblich geschwächt, im Extremfall vernichtet. Frühzeitiges Absammeln ist eine wirksame Bekämpfungsmethode.
Wer viele Nützlinge - Vögel und auch Kröten - im Garten hat, beugt der Verbreitung vor. Überdüngte Pflanzen sind besonders gefährdet.
Kartoffelschorf. Der Kartoffelschorf ist eine Pilzkrankheit, die vor allem in trockenen und stark kalkhaltigen Böden auftritt. Es entstehen dunkle schorfige Stellen auf den Kartoffeln, die auch tiefer in die Frucht hineinreichen können. Dadurch ist die Haltbarkeit der Knollen beeinträchtigt. Kartoffeläcker nicht kalken, für gute Humusversorgung und bei sandigen Böden für genügend Feuchtigkeit sorgen. Die Anfälligkeit für Kartoffelschorf ist bei verschiedenen Sorten unterschiedlich stark.
Viruserkrankungen
Es gibt eine ganze Reihe von Viruserkrankungen, die dazu führen, daß die Kartoffeln kümmerlich wachsen und die Erträge leiden. Oft sind die Blätter der Pflanzen verformt oder werden gelblich. Bemerken Sie entsprechende Veränderungen an Ihren Pflanzungen, so sollten Sie die infizierten Knollen ausgraben und vernichten, damit nicht der gesamte Bestand angesteckt wird. Viruserkrankungen können durch Blattläuse übertragen werden oder aber durch bereits infizierte Pflanzkartoffeln weiter verbreitet werden. Deshalb sollte man darauf verzichten, einfache Speisekartoffeln zu legen. Zertifiziertes Saatgut hingegen ist gesund.
Krautfäule / Braunfäule. Die Phytophthora ist die wohl gefürchtetste Kartoffelkrankheit. In den 1840er Jahren wurde sie nach Europa eingeschleppt und verursachte in Irland mehrere verheerende Mißernten, in deren Folge ein Drittel der irischen Bevölkerung verhungerte und ein weiterer großer Teil nach Übersee, vor allem in die USA, auswanderte.
Die Krautfäule wird durch einen Pilz verursacht, der sich besonders in feuchten Sommern stark ausbreiten kann. Man erkennt den Befall an braunen Flecken, die sich von den Blatträndern her ausbreiten. Auf der Unterseite der Blätter ist ein weißlicher Pilzrasen zu erkennen. Die Blätter sterben im weiteren Verlauf ab und werden braun-grau, die Stengel bekommen braune Flecken, werden dann gänzlich braun und knicken um. Sind auch die Knollen befallen, so bekommen sie graue Flecken und das Fleisch wird braun und ungenießbar. Sie werden matschig und beginnen zu stinken.
Im gewerblichen Anbau wird die Krautfäule mit Fungiziden bekämpft. Im Hausgarten kann man versuchen vorzubeugen: Bauen Sie Kartoffeln jedes Jahr auf einem anderen Beet an - frühestens nach vier Jahren wieder an demselben Platz. Im Boden verbliebene infizierte Knollen vom Vorjahr können sonst rasch ihren ganzen Bestand anstecken. Nicht überdüngen, vor allen Dingen nicht mit Stickstoff. Organische Düngung, z.B. Brennesseljauche ist besser als mineralische Düngung. Sind bereits die Blätter und Stengel infiziert, so ziehen Sie diese heraus und lassen die Knollen noch zwei bis drei Wochen im Boden, damit die Schale aushärten kann. Nehmen Sie keine Saatkartoffeln aus diesem Bestand und sichten Sie ihre Vorräte regelmäßig, damit sie befallene Knollen frühzeitig aussortieren können. Ernten Sie Kartoffeln nur bei trockenem Wetter und bringen Sie die Knollen nicht sofort von der warmen Sonne in den kalten Keller, sondern lassen Sie sie erst etwas antrocknen.
Grundsätzlich gilt, daß Kartoffellaub nach der Ernte vernichtet werden sollte, um die Ausbreitung von Krankheiten über den Boden und den Kompost zu vermeiden. Für diesen Zweck wurden früher die Kartoffelfeuer gemacht, in denen auch einige frisch geerntete Kartoffeln direkt in der Schale geröstet und auf dem Feld nur mit Salz bestreut verzehrt wurden. Heute sind offene Feuer in den meisten Bundesländern verboten und das Kartoffelkraut muß über die Biotonne entsorgt werden. In den professionellen Kompostieranlagen werden Temperaturen erzeugt, die die Krankheitserreger absterben lassen.
Ernte, Lagerung und Konservierung
Die ersten Frühkartoffeln kann man ernten, sobald die Pflanzen blühen. Da Frühkartoffeln sich nicht gut lagern lassen, gräbt man sie immer nur bedarfsweise aus und belässt den Rest weiter im Boden. Zum Ausgraben benutzt man eine Grabegabel, nicht den Spaten, um die Knollen möglichst nicht zu verletzen. In Gebieten mit gemäßigtem Winter sollte man sich Mühe geben, die Kartoffeln möglichst vollständig auszugraben und auch sehr kleine Knollen aus dem Boden zu holen, da man ansonsten im Folgejahr Durchwuchskartoffeln im Beet hat, die sich nur schwer jäten lassen. Das stört andere Kulturen und falls man auf derselben Fläche wieder Kartoffeln anbauen will, erhöht es die Gefahr von Krankheitsbefall.
Mittelfrühe Kartoffelsorten werden im August geerntet, wenn das Laub bereits gelb geworden ist, späte Sorten bis in den Herbst hinein. Für den Anbau ohne Pflanzenschutzmittel, wie er im Haus- und Kleingarten meist betrieben wird, sind späte Sorten heikel, da sie oft von der Krautfäule (Phytophthora) befallen werden, bevor sie vollständig ausgereift sind. Es ist aber auch nicht mehr so, dass sich nur späte Sorten gut über den Winter einlagern lassen, mittlerweile gibt es verschiedene mittelfrühe Lagersorten.
Kartoffeln müssen dunkel gelagert werden, damit sie nicht frühzeitig austreiben. Beschädigte Knollen nicht mit ins Lager geben, sondern im Kühlschrank zum raschen Verzehr aufbewahren. Eine luftige Kartoffelsteige in einem nicht zu trockenen und kühlen Keller (optimal sind ca. 5°C) ist der beste Lagerplatz. Regelmäßig den Bestand durchsehen und eventuell faulende Knollen aussondern. Wer keinen geeigneten Keller hat, kann Kartoffeln auch einige Wochen im Gemüsefach des Kühlschrankes aufbewahren. Eine frostfreie Erdmiete ist auch geeignet.