Erst zum Ende des 17. Jahrhunderts hat sich der Anbau der Kartoffel, die die Spanier ein Jahrhundert zuvor von Entdeckungsfahrten in Südamerika mitgebracht hatten, in Mitteleuropa durchgesetzt. Bald war die sättigende Knolle aus dem Speiseplan der Menschen nicht mehr wegzudenken. Vor allem in der Mitte und im Norden fand die Kartoffel günstige klimatische Bedingungen vor, und es konnten große Erträge erwirtschaftet und viele Menschen satt gemacht werden. Recht schnell verdrängte die Kartoffel die seinerzeit noch üblichen Getreidebreie vom Essenstisch. Den langen Winter überstanden die Nord- und Mitteleuropäer dank des recht hohen Vitamin-C-Gehalts der Knollen nunmehr, ohne an Skorbut zu erkranken. Das hochwertige pflanzliche Eiweiss hielt die Menschen auch bei einer fleischarmen Ernährung bei Kräften. Die Kartoffel hatte sicher einen höheren Anteil an der steigenden Lebenserwartung und der rasanten Bevölkerungsvermehrung im 18. und 19. Jahrhundert, als die immer noch spärlichen Fortschritte in der Medizin. Die verbesserte Ernährung der breiten Massen wurde zu einer Grundlage der industriellen Revolution.
Die euphorische Zuwendung der Landwirtschaft zum Kartoffelanbau brachte jedoch auch eine der größten Tragödien des 19. Jahrhunderts mit sich, die mehrere Millionen Menschen das Leben kostete. In Irland brach 1845 erstmals die Kartoffelfäule auf und vernichtete in drei aufeinanderfolgenden Jahren einen großen Teil der Ernte. Alternative Nutzpflanzen waren nicht in ausreichender Menge angebaut worden. Infolgedessen verhungerten mehr als zwei Millionen Iren, ungefähr ebensoviele wanderten in die Vereinigten Staaten aus.
Bis nach dem Zweiten Weltkrieg spielte die Kartoffel eine enorm wichtige Rolle in der Ernährung der europäischen Bevölkerung. Seitdem aber nimmt die Verzehrmenge stetig ab, anstelle der Kartoffel werden mehr Teigwaren und Reis gegessen. Während um 1900 noch 340kg Kartoffeln jährlich pro Kopf in Deutschland gegessen wurden, war der Verzehr zu Beginn der 50er Jahre bereits auf die Hälfte gesunken und ist heute bei 63 Kilogramm pro Kopf angelangt. Die Hälfte davon wird in verarbeiter Form genossen, Kartoffeln sind nun vor allem in Form von Chips und Pommes beliebt, die klassische Salzkartoffel hingegen kommt immer seltener auf den Tisch.
Heute stammt ein Drittel der weltweiten Kartoffelproduktion aus China, gefolgt von Russland und Indien.